Ein Muslim wiederholt Sūrah Fatiḥah mehrmals am Tag. Wenn wir nur die Farḍh-Gebete zusammenzählen ergibt dies 17 Mal. Hiervon ist ersichtlich, dass es für den Muslim von großer Bedeutung ist Sūrāh Fātiḥah richtig zu verstehen und ihre Lehren wahrzunehmen. Die Gelehrten schreiben, dass Sūrah Fātiḥah die Zusammenfassung des gesamten Qur’āns ist. Diese Sūrah enthält dementsprechend die wichtigsten Botschaften unseres Herrn an uns. Hiervon verstehen wir auch, wieso Allāh Taʿālā uns dazu verpflichtet hat diese Sūrah so oft jeden Tag zu wiederholen. In diesem Beitrag wollen wir diese so bedeutenden Lehren erörtern. Möge Allāh Taʿālā uns allen ermöglichen die Botschaften unseres Herrn zu verstehen, zu verinnerlichen und in Taten umzusetzen.
أَعُوْذُ بِاللَّـهِ مِنَ الشَّيْطَانِ الرَّجِيمِ
الرَّجِيْمِ | الشَّيْطَانِ | مِنَ | اللّٰهِ | بِ | أَعُوْذُ |
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dem Verfluchten | Shaytan | vor | Allāh | bei | Ich suche Zuflucht |
Ich suche Zuflucht (und Schutz) bei Allāh vor Schayṭān, dem Verfluchten (d. h. der von Allāh Taʿālā verflucht ist)
Die tiefere Bedeutung: Ich suche einzig und allein bei Allāh Taʿālā, dem Allhörenden und Allwissenden, Zuflucht und begebe mich nur in Seinen Schutz vor dem Schayṭān – der von allem Guten weit entfernt ist – dass er mir in irgendeiner Weise Schlechtes oder Schädliches zufügt, ganz gleich ob es meine Dunyā oder mein Dīn angeht (indem er mich zum Sündigen oder zum Schwächeln im Verrichten von guten Taten verleitet). Denn oh Allah, ich bin machtlos und schwach und Du bist der Stärkste, Gewaltigste und überwindest alles und jeden. Ohne Dir und ohne Deine Hilfe bin ich verzweifelt und komme gegen meinen größten Feind, Schayṭān, nicht an. (Tafsīr ibn Kathīr) So beschütze mich vor ihm, vor seinen Einflüsterungen und seinen Versuchungen – vor allem jetzt beim Rezitieren des edlen Qur’āns und dem Verrichten von guten Taten. Denn Schayṭān ist unser Feind und hat den Krieg und die Verführung des Sohn Ādams ausgesprochen. Daher sagt Allāh Taʿālā in einem anderen Vers: „Wahrlich, Schayṭān ist euer Feind; so nehmt ihn euch zum Feind!“. (Sūrah Fāṭir 35: 6)
Die Lehren:
- Dieser Satz deutet darauf, dass der Mensch ohne die Hilfe und Macht Allāh Taʿālās schwach und hilflos ist. Allāh Taʿālā einzig und allein besitzt alle Macht und der Mensch ist von ihm gänzlich abhängig. Nur durch das Wenden an Allāh Taʿālā und der Suche von Hilfe bei Ihm, steht Allāh dem Menschen bei und erfüllt seine Wünsche. Allāh Taʿālā bringt uns in durch diesen Satz bei, dass wir schwach sind und jederzeit nur bei Ihm Zuflucht vor Schayṭān und allen anderen Gefahren suchen sollten. Allāh Taʿālā fordert uns in einigen Stellen im edlen Qur‘ān dazu auf bei Ihm Zuflucht gegen Schayṭān zu suchen. Genauso auch zeigen weitere Qur’ānverse und Hadīṯhe, dass wir zu Zeiten, in welchen Schayṭān es auf uns abgesehen hat, die Taʿawwuḏh (diesen Satz) lesen und uns in den Schutze Allāhs begeben sollen.
- Schayṭān ist unser Erzfeind und wir sollten uns immer vor ihn in Acht nehmen und ihn zu unserem Feind machen. Dies machen wir vor allem, indem wir Zuflucht bei Allāh vor ihm suchen und uns fortlaufend anstrengen gute Taten zu verrichten.
- Schayṭān ist „Rajīm“. Das bedeutet, dass er verflucht und von allem Guten getrennt ist. Da dies seine Lage ist, sollten wir nicht in seine Fallen tappen und nicht von seinen Verführungen verführt werden, sondern auf den Aufruf Allāhs hören und Ihm dienen und nicht Schayṭān.
Bemerkung: Das Lesen dieses Satzes (Taʿawwuḏh) ist eine Reinigung für den Mund von den schmutzigen und sündhaften Wörtern, die von ihm kommen. (Tafsīr ibn Kathīr)
بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيْمِ
الرَّحِيْمِ | الرَّحْمٰنِ | اللّٰهِ | اسْمِ | بِ |
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des sehr Barmherzigen | des Allerbarmers | Allāhs | Namen | Im |
(Ich beginne) Im Namen Allāhs, des Allerbarmers (auch: des alles einschließenden Barmherzigen), des sehr Barmherzigen (dem auf bestimmte Sachen bezogen Barmherzigen)
Die tiefere Bedeutung: Ich fange meine Qurān-Rezitation und auch all meine anderen wichtigen Anliegen im Leben mit dem segensreichen Namen Allāhs an und erinnere mich an erster Stelle immer an Ihn und bin auf Ihn fokussiert. Wobei ich in dieser und in allen anderen Anliegen ausschließlich bei Ihm Hilfe suche, und von sonst niemanden. Denn er ist der Allerbarmender, der Barmherzige, der allgnädige und allgütige Herr, dessen Barmherzigkeit und Gnade alles umfasst und keine Grenzen kennt. Daher ist meine Bitte auch in ihr eingeschlossen zu werden und von denen zu gehören, die in Seiner Barmherzigkeit und Gnade leben. „Ar-Raḥmān“ und „Ar-Raḥīm“ sind beides Wortformen, die die Bedeutung von „Barmherzigkeit und Gnade“ beinhalten und Betonung und Nachdruck ausdrücken; dabei drückt das erste Wort „Raḥmān“ noch mehr Betonung aus als „Raḥīm“. Deswegen wurde „Raḥmān“ mit „des Allerbarmers“ und „Raḥīm“ mit „sehr Barmherzigen“ übersetzt. Deswegen haben die Gelehrten gesagt, dass Raḥmān bedeutet, dass Allāh mit der gesamten Schöpfung barmherzig ist und „Raḥīm“ bedeutet, dass Er mit den Gläubigen im Besonderen barmherzig ist. Andere sagen auch, dass „Raḥmān“ sich auf die Dunyā bezieht, denn in ihr ist Allāh mit jedem – den Gläubigen und den Ungläubigen – barmherzig und dass „Raḥīm“ sich auf die Āchirah bezieht, denn in ihr ist Er nur mit den Gläubigen barmherzig. (Tafsīr ibn Kathīr)
Die Lehren:
- All unsere Angelegenheiten sollten wir mit dem Namen Allāhs beginnen und uns zu aller erst immer an Ihn, an Seine Eigenschaften und an Seine Befehle erinnern. Wie z. B. das Eintreten in die Toilette, das Eintreten ins Haus, Das Fahren eines Fahrzeugs, das Essen und Trinken, das Beginnen einer Sitzrunde…. Auf diese Weise ist es erwünscht vor allen wichtigen Angelegenheiten „Bismillāh“ (Im Namen Allāhs) zu sagen. (Tafsīr ibn Kathīr)
- Mehrere Hadīṯhe besagen, dass wenn der Name Allāhs vor (dem Beginn) einer Sache genommen wird, Shayṭān keinen Anteil an der Sache hat und als Verlierer davongeht. Sollte der Name Allāhs jedoch nicht genommen werden, so hat Schayṭān einen Anteil an der Sache, stiftet Probleme und ruft zur Ungehorsamkeit auf. Der Gesandte Allāhs Ṣallallāhu ʿalayhi wa sallam sagte: „Jede bedeutungsvolle Sache, die nicht mit der Erinnerung Allāhs begonnen wird, ist unvollständig (und leer von Segen und Gutem).“ (Musnad Aḥmad 14: 329; siehe Fatḥul-Bārī)
- Die hervorstehenden Eigenschaften unseres Herrn – Allāh Taʿālās – sind die Barmherzigkeit, die Gnade und die Liebe. Er ist unser Schöpfer und will für uns nur das Gute und ist der liebevolle Herr. Deswegen sollten wir diese Eigenschaften unseres Herrn immer im Kopf behalten und somit eine starke Liebe zu ihm aufbauen, denn Er ist mit uns noch barmherziger als eine Mutter mit ihrem Kind ist, das sie wieder findet, nachdem sie es verlor. (Ṣaḥīḥ Muslim)
- Das Nehmen von Allāhs Namen vor jeder Sache hilft uns erheblich dabei unser Leben nach den Befehlen und Geboten Allāh Taʿālās zu gestalten und uns immer an Ihn zu erinnern. Vor dem Beginnen von jeder Tat sollten wir daher den Namen Allāhs nehmen und dabei verinnerlichen, dass wir diese Tat nur für Ihn ausführen, mit ihr ausschließlich Seine Zufriedenheit bestreben und in der Tat Seine Gebote einhalten werden.
Ḥadīṯh: Ein Ṣaḥābī berichtet, dass er einst mit dem edlen Propheten Ṣallallāhu ʿalayhi wa sallam unterwegs war und auf dem Reittier hinter ihm saß. Es kam dazu, dass das Reittier stolperte. So sagte der Ṣaḥābī: „Zugrunde gehe Schayṭān (und verflucht sei er)!“ Da sprach der Gesandte Allahs Ṣallallāhu ʿalayhi wa sallam: „Sage nicht ‚Zugrunde gehe Schayṭān!‘ Denn wenn du dies sagst, bekommt er Stolz und Hochmut und sagt: ‚Mit meiner Macht habe ich ihn zum Stolpern gebracht.‘ Und wenn du Bismillāh (im Namen Allāhs) sagst, wird er so klein und erniedrigt, dass er wie eine Fliege wird.“ (Musnad Aḥmād; Sunan Abī Dāwūd)
Zusammengestellt von: Muhammad Yunus Bullinger